Das Zuckertütenfest ist keine Erfindung der Neuzeit - im Gegenteil - in den östlichen Bundesländern wird dieses Brauchtum seit über 50 Jahren gepflegt. Die "Zuckertüte" wird überwiegend mit süßen Naschereinen gefüllt und soll den Kindern den Schulanfang "versüßen". Einer Legende nach soll diese Zuckertüte oder auch Schultüte in verschiedenen Regionen genannt an einem Zuckertütenbaum wachsen (nach Wikipedia).
Damit endet ein wichtiger Lebensabschnitt - die Kindergartenzeit. Die Kinder freuen sich auf den Beginn der Schule und erhalten die Gelegenheit, sich von seinen Betreuern im Kindergarten zu verabschieden. Viele Ideen sind zu diesem Ereignis gefragt - ob Gedichte und Lieder vorgetragen werden und viele Spiele den Tag verschönen.
Auch in der Thüringischen Gemeinde Haarhausen mit der Kindertagesstätte (Kindergarten, Kindergrippe, Hort) des Gemeindeverbandes vom Amt Wachsenburg pflegt diese Tradition seit vielen Jahren.
Am 25. Juni 2010 war es endlich so weit. Die Hexengruppe (Vorschulgruppe) unter Leitung der Kindergärtnerin Iris hatte heute ihren letzten Kindergartentag. Wochen vorher trafen sich die Eltern der zu verabschiedenden Kinder und überlegten, wie sie diesen Tag gemeinsam mit den Erzieherinnen, Eltern und Geschwisterkindern gestalten können. Auch wenn die Eltern hier einige gemütliche Stunden verbringen werden, sollten die künftigen "Schulanfänger" im Mittelpunkt dieses Nachmittags sein.
Das offizielle Ende dieser Kindergartenzeit war nach dem Mittagsschlaf vorgesehen. Natürlich kamen die Kinder am darauffolgenden Montag in den Kindergarten, da diese auch über der Ferienzeit geöffnet bleiben. Nun kommen sie nicht mehr als Kindergartenkinder der Hexengruppe, sondern als Schulanfänger in den Kindergarten während der Ferienzeit.
So hieß es schnell anziehen und einen Besuch in der Gemeindegaststätte zum "Eis essen" abzuhalten. Es galt aber noch die Zeit für die Kinder bis zum Beginn des Zuckertütenfestes weiter zu überbrücken. So waren die Kindergärtnerin und mehrere Muttis als Hexen verkleidet, wobei die Kinder die Oberhexe aus Spiel und Spaß erkennen sollten. Natürlich erkannten sie frühzeitig ihre eigene Kindergärtnerin als Oberhexe. Eine kleine Runde Umweg bis zum Festplatz auf dem Kindergartengelände laufen sollten sie ein wenig "auszupowern".
Zwischendurch waren die Eltern schon fleißig bei den Vorbereitungen und erwarteten bereits die Ankunft der Kinder. Ein würziger Duft stieg bereits bei den braun gegrillten Bratwürsten auf. Eine große Tafel mit leckeren Essen wartete auf die Kinder. Aber bevor es zum Essen ging, war erst einmal Bastelstunde angesagt. Ein Sonneberger Unternehmen ließ vorgefertigte Hüllen von Teddys füllen, zunähen und als Lieblingskuscheltier mit eigenem Namen und Geburtsurkunde erstellen.
Alle Kinder waren voll bei der Sache dabei. Nun - es ging ja um ihr Lieblingskuscheltier. Natürlich halfen die Eltern ihren Schützlingen wenn es erforderlich war. Stolz präsentierten die Kinder ihren Lieblingsteddy.
Nun endlich konnten wir die vielen leckeren Bratwürste, Wiener, Früchte und Salate kosten. Es war wie meist mehr als genug für alle zu Essen da.
Auch an Getränke für die Kleinen und Großen wurde gedacht. Ein breites Sortiment alkoholfreier Getränke aber auch zwei verschiedenen Bowlen sowie Bier standen für die Erwachsenen bereit. Die Bereitstellung von Speisen und Getränke wurde im Vorfeld besprochen und auf die Eltern aufgeteilt. Somit konnte sich jeder nach eigenem Ermessen in dieses Zuckertütenfest einbringen.
Der rege Verzehr aller Speisen zeigte, dass alle Eltern den Geschmack der Kinder und deren Eltern getroffen hatten.
Da das Zuckertütenfest auf dem Gelände des Kindergartens stattfand, konnten die Kinder die Zeit bis zum nächsten Programmteil an den vielen Spielgeräten überbrücken.
Es war nämlich jetzt einige Schulstunden angesagt. Dass es etwas interessanter und abwechslungsreicher wurde, standen die Kinder mit den Erzieherinnen im Vergleich - als Lehrer versuchten sich die Eltern. Die Aufgaben waren natürlich dem Bildungsniveau Beider angepasst (nicht ganz - die Aufgaben für die Erzieher waren mit durchschnittlichen und breitem Allgemeinwissen kaum lösbar - die zukünftigen Schulanfänger sollten ja auch gewinnen.
Auf Unterrichtsdisziplin wurde vorerst wenig Wert gelegt - nun - die Unterrichtsstunden waren auch nur auf wenige Minuten begrenzt.
Die Aufgaben in Deutsch waren für die Vorschüler ein "Kinderspiel" . "Was reimt sich auf Maus..."
Den Kindern machte der anschließende Zeichenunterricht viel Spaß. Als erstes schrieben sie gekonnt ihren Namen. Dann wurde der Umriss der Hand und des Fußes dokumentiert. Viele malten noch ihre Lieblingsbilder dazu - so war die Papierrolle gut mit lustigen Bildern ausgefüllt.
Die nächste Stunde - Werken - sollte für die Erzieher etwas schwieriger gestalten. Eigentlich wäre es ja Physik: "schiefe Ebene" gewesen - in der 1. Klasse wird dieses Fach noch nicht angeboten. Es wurde für die Kinder und die Erzieherinnen jeweils eine schiefe Ebene mittels Papperohr gebastelt. Von oben wurden für die Kinder Schaummäuse - für die Erzieherinnen Tischtennisbälle eingeführt, die sie dann unten mit einem Holzhammer treffen sollten. Für die Kinder glücklich - die süßen Naschereien blieben unmittelbar hinter dem Rohrende liegen und konnten in aller Ruhe zum "Klopfen" angepeilt werden - hingegen die Tischtennisbälle mit ihren super Speed waren wohl in der Geschwindigkeit kaum zu treffen - also wieder ein klarer Sieg der Kinder.
Die letzte Stunde war Sportunterricht. Dies war eine leckere Aufgabe. Auf den schmalen Sitzpfosten war Schaumkuss laufen angesagt, den man am Ende der Strecke auch gleich noch Essen konnte. Hier erreichten beide Teams Gleichstand, denn auch die Erzieherinnen bewältigten die Strecke mit großem Geschick. In der Gesamtwertung siegten die Schulanfänger mit klarem Vorsprung.
So wurden alle Kinder mit einer Medaille und die Bestätigung des erfolgreichen Abschlusses als Hexenschüler überreicht.
Nun galt es noch einen Baum zu pflanzen. Hier war es alternativ ein Roter Johannisbeer - "Baum" (Strauch), um zu verhindern, aus der Spielfläche einen Wald zu erzeugen.
Endlich war es so weit - die Kinder waren kaum unter dem Zuckertütenbaum zu halten. Diese kleine Zuckertüte soll die Freude der Kinder auf das bevorstehende Ereignis - der Einschulung mit großer Zuckertüte fördern. Nun konnte sich jedes der zukünftigen Schüler seine Zuckertüte auswählen und (mit Hilfe der Eltern) ernten.
Nun erhielten die Kinder noch ihre Foto- und Dokumentenmappe ausgehändigt, die die Zeit im Kindergarten lückenlos dokumentierte.
Zum Abschluss wurden zwei besonders aktive Muttis für ihre langjährige Unterstützung der Kindertagesstätte geehrt wurden. Auch die Erzieherinnen erhielten als Dank für ihre liebevolle und sicherlich manchmal nicht einfache Erziehung und Betreuung der Kinder einen Gutschein - Gruppenausflug "Stadtführung in Erfurt". Die Gruppenerzieherin Ines erhielt zur Erinnerung an ihre "Hexengruppe" 2009/10 eine Fotomontage aller kleinen Hexenkinder.
Glücklich und zufrieden endete gegen 20 Uhr das Zuckertütenfest für alle Kinder (und Erwachsenen) mit vielen Eindrücken und Vorfreude auf den Schulbeginn, die sie mitnehmen konnten. Ein besonderen Dank hier nochmals an alle Organisatoren, den fleißigen Eltern und allen Erzieherinnen einschließlich der Leitung der Kindertagesstätte für den gelungenen Nachmittag, der den Schulanfängern sicher in guter Erinnerung bleiben wird.
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