....Fortsetzung auf Reisebericht Teil 3: Rundreise Kappadokien (2): - Avanos - Özkonak - Liebestal - Drei Grazien - Ürgüp - Soganli-Tal - Ballonflug
Dieser Tag der Kappadokien Reise war zwar auch keiner zum Ausschlafen im *****Hotel: Crystal Kaymaklý, aber dass der Wecker erst gegen 7:15 Uhr klingelte, war doch angenehm. Wir brauchten alle nicht lange, um in den Essenssaal zu sein. Uns überwältigte ein riesiges und vielfältiges Frühstücksangebot. Da wir auch die nächsten drei Nächte hier verbrachten, konnten wir systematisch vom gesamten Angebot eine Kostprobe genießen.
Da die ausgewiesenen Ziele und Sehenswürdigkeiten teilweise vom Wetter abhingen, gestaltete unser Reiseleiter die Tagesziele sehr flexibel. Außerdem wurden noch einige fakultative Ziele (ihtiyarî), wie Besuch der Provinz-Hauptstadt Kayseri (20€ / Person), Besuch eines Auftritts "Tanzende Derwische" (20€ / Person), ein kappadokischer Abend (20€ / Person) oder das Highlight Kappadokiens - ein Ballonflug (150€ / Person) angeboten. Alles war in den drei uns zur Verfügung stehenden Tagen möglich.
Mit dem Termin "Ballonflug" gab es so seine Probleme. Gleichzeitig waren mehrere Reisegruppen aus Japan angereist. Hier war eine 100 %-ige Teilnahme am Rundflug bereits gebucht. So mussten wir mit unseren 9 Teilnehmern (wobei wir mit den Kindern bereits 4 Personen stellten) aus der 40-köpfigen Reisegruppe einen freien Termin finden. So hieß es erst der 2. und später der letzte Kappadokien-Tag.
Gegen 8:30 Uhr startete der Bus auf der Nevşehir Niğde Yolu (D765) nach Norden, bogen bei Çardak (Cardak) in Richtung Uçhisar (Uchisar) ab und fuhren auf der Nevşehir Ürgüp Yolu (D302) in Richtung Ürgüp. Unterwegs sahen wir noch einige aufsteigende und zum Abheben in Vorbereitung stehende Heißluftballons des unmittelbar im Norden beginnenden Göreme Tarihî Millî Parkı (Nationalpark Göreme). Nördlich von Ortahisar führte ein Weg (etwa 2km) in den Nationalpark zum Sunset View-Point "Aktepe Hill" nach dieser 40-minütigen Anfahrt (29 km). Dieser Punkt (güneş batımı seyir noktası) war der Startpunkt unserer Wanderung durch das traumhafte "Rote Tal" nach Çavuşin. Von hier aus ließen wir erst einmal den wunderbaren Ausblick in uns gehen. Es gab wohl Keinen in der Reisegruppe, der sich hier nicht mit einem Bild in der Felslandschaft für die Nachwelt dokumentierten ließ.
Mehrere Wanderwege führen von hier aus bis nach Cavusin. Die scheinbar Einfachste führte unmittelbar vor uns in der Tiefe an einem kleinen Restaurant und einer Kirche vorbei, welche mit einer ehemaligen Felswohnung einen Anziehungspunkt geschaffen hatte. Der östlichste Wanderweg führt durch das Rosental / Rose Valley - Güllüdere mit drei Felskirchen unterwegs. Wir wählten den Fußweg zwischen diesen Beiden - durch das "Rote Tal" - Kızılçukur / Kizilcukur- Red Valley - eine längere und landschaftlich abwechslungsreichere Route.
Im "Roten Tal" sind nicht nur Tuffsteine in roter Färbung (der Fels erscheint in der Abendsonne im rötlichem Ton) - je nach Mineral, welches sich während des Vulkanausbruchs beigemischt wurde, gab der jeweiligen Schicht ihre Farbe. So wechseln die Farben von gelblich über grünlich bis zu weisen Tönen ab.
Um genau 9:10 Uhr begann die Wanderung - und das fast alles nur bergab. Neidisch schauten wir in die Höhe und konnten uns gut vorstellen, welchen traumvollen Ausblick die Touristen in den Gondeln der Heißluftballons hatten. Aber uns stand ja allen diese Möglichkeit noch offen. Hier und da lenkten wir unsere Blicke auf die bereits beschriebenen Farbenreichtum der Felsen, aber auch auf einzelne weithin sichtbare Felshöhlen.
Die Nutzung der kappadokischen Tuffhöhlen war nicht nur Fluchtort früherer Christen gewesen. Wann genau die Besiedlung der Höhlen begann, ist nicht bekannt und läßt sich auch nicht aus den geringen Funden von römischen Grabresten nachvollziehen. Sie soll jedoch auf der byzantinischer Zeit sich rückdatieren lassen - also lange vor der Hautphase der Ansiedlung, die die unterirdischen Magazine zur Lagerung von Wein, Obst und Gemüse, Getreide und sogar von Wein nutzten. Die Höhlen haben eine ausgeglichene Temperatur - im Winter warm - im Sommer kühl.
Im Jahr 40 unserer Zeitrechnung begann die Christianisierung Vorderasiens durch den Apostel Paulus - also auch Anatoliens und Kappadokiens. Mit der Hinrichtung des Apostel Paulus und Petrus im Jahr 64 vom Kaiser Nero begann die Christenverfolgung. So zogen immer mehr Gläubiger in das Tuffsteingebiet um Göreme. Sie schufen Höhlenwohnungen, Eremitenklausen und versteckten Kirchen und Klöster in den weichen Tuffstein. Nachdem diese schrecklichen Zeit vorbei war verließen die christlichen Mönche diese Region. Eine unmittelbare Nachnutzung konnte vorerst nicht nachgewiesen werden. Viele der Tuffhöhlen nutzten ansässige Bauern als Taubenschläge. Wesentlich später ließen sich viele Türken hier nieder. Nur wenige Höhlen wandelten sie als Keller, Speicher, Vorratskammern oder Ställe um. Da sich nun Keiner mehr des Glaubens wegen verstecken mußte, wurden die Höhlenwohnungen mit Hausanbauten angebunden und so entstand die heutige Ortsstruktur ineinander über.
Ebene für Ebene gingen wir nach unten. Steil ragten die zahlreichen "Feenkamine" und Tuffsteinkegel abwechselnd in die Höhe und bildeten so manches Fotomotiv. Die grünen Aprikosenplantagen bilden dabei einen herrlichen Kontrast zu dem farbenreichen Fels.
Schon nach wenigen Minuten Wanderung sahen wir erste Höhlen mit sauber geschlagenen Strukturen im Tuffstein und bunter Bemalung an den Wänden. Es schienen Ställe oder Speicher gewesen zu sein. Nach einer Stunde Wanderung, gleich nach einem Taubenschlag und einer erneuten Höhle begegnete uns eine Bäuerin mit einem äußerst störrigen Esel - für einige Fotografen eine willkommene Motiv-Abwechslung.
Nur fünf Minuten später erreichten wir die Kirche Haçlı Kilise (Hacli Kilisse), welche mit einem Restaurant verbunden war. In dieser halben Stunde Rast konnte man die Felsenkirche besichtigen oder in Ruhe einen Tee oder Kaffee trinken. Einige nutzten die Pause, um einige Sonnenstrahlen auf die Haut zu lassen.
In der Hacli Kilisse (Kreuzkirche) sind umfangreiche, über den Alter teils stark beschädigten Fresken und ein großes Reliefkreuz abgebildet, welche dem 10. Jahrhundert zugeordnet wurden. Sie ist eine der bekanntesten Kirchen in der Region.
Unweit von hier befindet sich auch die Üzümlü Kilise (Traubenkirche) und zeigt an der Decke im Blumenschmuck drei Reliefkreuze. Geweiht wurde diese Höhlenkirche Niketas dem Säulenheiligen. Leider war diese Kirche nicht auf unserer Route - man kann nun mal nicht Alles sehen.
Ich nehme an, dass ich die Kirchen richtig zugeordnet habe. Recherchen im Internetbeschreiben sie unterschiedlichsten Standorte und Beschreibungen der Kirchen. Da aber die Hacli Kilisse als dieses ausgeschildert war, gehe ich davon aus, dass wir auch diese tatsächlich besichtigt haben.
Wir hatten Glück - es war trocken und somit gut begehbar. Die teils kurzen steileren Abstiege waren jedoch durch den feinen Sand auf dem Fels gelegentlich sehr rutschig. Man sollte hierbei schon geeignetes und festes Schuhwerk (müssen keine Wanderschuhe sein) tragen. Einige unvorsichtige "Wanderer" kamen am Zielpunkt dadurch auch mit kleineren Blessuren an, die den Weg unterschätzten. Um diese Wanderung gut absolvieren zu können, sollte man nicht unbedingt sportlich aktiv sein - Reisende mit körperlichen Problemen sollten diese Wanderung nicht durchführen. Sie konnten mit dem Bus bis zum Zielpunkt fahren und von unten aus ebenerdig ebenfalls die Landschaft genießen. Wir hatten jedoch einige Mitreisende bei, die sich körperlich überschätzten und nur relativ langsam voran kamen. So hieß es zwischendurch warten .. warten und nochmals warten. Die Schnellsten waren jedoch stets unsere beiden Kleinen, die wie junge Hirsche zwischen den Felsen nur so sprangen.
Noch ein Hinweis für Hobbyfotografen. Sie sollten sich einen ganzen Tag Zeit nehmen, die Landschaft in der Morgensonne und den Rückweg auf einer anderen Route mit der Abendsonne mitnehmen, also in Cavusin die Fototour beginnen, mittags am Sunset View-Point eintreffen - bei Zeit noch den Ort Ortahisar besuchen und den Rückweg über das Kılıçlar Vadisi (Schwertertal/ sword valley): Etwa 50m hinter der Saklı Kilise geht es bergab zum Tal der Tuffstein - Feenkaminen, welche das Aussehen von Schwertern haben. Auf dem Weg passiert man die gleichnamige Schwerterkirche (Kılıçlar Kilisesi) - eine Kreuzkuppelkirche mit Fresken des 10. Jahrhunderts. Schade - wir hatten für dieses herrliche Tal nur einen Vormittag zur Verfügung. Trotzdem konnte ich reichlich 200 Fotos auf der Chipkarte archivieren.
Die Wanderrouten waren bestens markiert. Große rote Pfeile markierten für alle deutlich sichtbar den empfohlenen Weg. Im Tal waren einige Bauern mit ihren Familien bei der Arbeit und beschnitten Sträucher. Dessen Kinder spielten um ihren einachsigen Traktor lustig. Kurz vor Ortseingang konnte man Bauarbeiten im Tuffsteinfelsen erkennen. Möglicherweise könnte es mal ein Hotel oder ähnliches werden.
Mit Passieren des Friedhofs erreichten wir die Ortschaft Cavusin. Dieser zeichnete sich durch ungewöhnliche Grabsteinbeschriftungen aus wie: geboren am 04.11.1326 - verstorben am 10.11.1989 - das wäre ein stattliches Alter von 663 Jahren! Der erste türkische Präsident Atatürk (Mustafa Kemal) ersetzte im Jahr 1926 die Zeitrechnung des Osmanischen Reiches (beginnt im Jahr, als der Propheten Mohammed von Mekka nach Medina übersiedelte - anfangs noch nach dem Mondkalender und ab 1873 an das Sonnenjahr angepasst) mit der mit der Christlichen Zeitrechnung, wodurch ein Zeitsprung von 585 Jahren entstand.
An einer kleinen Moschee mit Tabernakel-Minarett vorbei, sieht man nun die stark durchlöcherte und durch Felsabbruch im Jahr 1963 Großteils zerstörten Felsenstadt.
Gegen 12 Uhr, nachdem die letzten Mitreisenden nach dieser etwa 3 km langen Wanderung den Bus erreicht hatten, fuhren wir von Çavuşin auf der Göreme Yolu Richtung Avanos und weiter auf der Kayseri Nevşehir Yolu (D300) nach Kayseri, welche wir nach 75 Minuten Fahrzeit (69km) erreichten. Die Besichtigung von Kayseri war wie bereits beschrieben eine fakultative Leistung von je 20 Euro / Person. Ursprünglich gab es einige, die kein Interesse zeigten, diese Stadt zu besuchen. So hätte der Reiseleiter eine Rückfahrmöglichkeit für Diese ins Hotel schaffen müssen und hätten sich den Rest des Tages beispielsweise in Kaymakli die unterirdische Stadt anschauen können - aber welch ein Wunder - unmittelbar vor Abfahrt hatten sich die letzten Unschlüssigen doch noch entschieden, für 20 Euro mitzufahren (zumindestens laut Reiseleiter). So fuhr die gesamte Reisegruppe nach Kayseri.
Nach 6,5 km auf der D300 - der Ostwestachse Aksaray - Kayseri - sahen wir eine "neue" erscheinende Karawanserei - die Sarı han kervansarayı (Sarihan Karawanserei) im Damsa-Tal. Sultan lzettin Keykavus II ließ die letzte seldschukische Karawanserei im Jahr 1249 aus rötlich-gelbe bis hellbraune Steine errichten. Aber auch das überdimensionierte Portal wurde zweifarbig errichtet - eine dekorative Seltenheit der damaligen Zeit. Im Jahr 1991 wurden die teils zerstörten oberen Abschnitte nach Originalvorlagen restauriert. Innen ist ein langer Säulengang mit Brunnen, einem Badehaus und mehrere Ruheräume. Ein Besuch war hier nicht vorgesehen.
Zwischen den grünen Wiesen und Äckern zeigte sich in der Ferne der Vulkan Erciyes. Gelegentlich passierten wir kleine Ortschaften. Von Straßenverkehr konnte man auf dieser Bundesstraße auch nicht sprechen. Eher selten begegneten uns PKWs aber auch LKWs. Ein überladener LKW fiel uns aber besonders auf. Hier hätte die deutsche "BAG" bestimmt Einiges auszusetzen und dessen Weiterfahrt vorerst verhindert.
Häufiger waren dagegen Mopeds und Traktoren zu sehen. Verwunderlich ist dabei die überdurchschnittliche Anzahl der Tankstellen auf den Schnellstraßen der Zentralkappadokiens. An den Straßenrändern tummelten sich Ziegen- und Schafherden. Einen Schäferhund - wie in Deutschland üblich konnte ich auf der Schnelle nicht erkennen.
Nach 30 Minuten Fahrt (30 km vor Kayseri)-legten wir einen kurzen Fotostopp ein. Von hier aus war das Symbol Kayseris - der etwa 30km entfernte 3890 m hohe und ruhende Vulkan Erciyes Dağı (im Altertum: Argaios) - in voller Größe und Schönheit zu sehen. Die einmaligen und weltberühmten Mondlandschaften (Tuffsteinlandschaften) um Göreme mit ihren typischen Feenkamine (peri bacalar) / Felskegel entstanden überwiegend aus den Ausbrüchen der Vulkane Hasan Daği (bei Aksaray) und diesem.
Nach 2km auf Kayseri-Niğde Karayolu (D300), verließen die D300 und fuhren auf der Ankara Yolu in Richtung Zentrum der Stadt. Schnell fanden wir einen passenden Parkplatz und hatten nur wenige Fußmeter, um das Zentrum zu erreichen. Nachdem der Abfahrtspunkt und Zeit mitgeteilt wurde, stand jeden frei, diese Stadt eigenständig zu erkunden.
Schon bei Anfahrt konnte man die Größe der 700 Tausend Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Kayseri erkennen. Ihr erster Name um 200 v.Ch. war Mazaca. Mit dem Sinken des Sterns von Kanesch (heute Kültepe) gewann sie damals an Bedeutung. In den Archiven wurde sie später als Hauptstadt des kappadokischen Königreiches Eusebeia genannt, bis sie mit der Eroberung durch die Römer in Caesarea erneut umbenannt wurde. Aus dem Königreich Kappadokien wurde unter Kaiser Tiberius im 1. Jahrhundert n Chr. nun eine einfache eigenverwaltete römische Provinzhauptstadt in Cappadokia. Die folgenden Byzantiner und Seldschuken prägten das heutige historische Stadtbild mit ihren gewaltigen Bauten. Die Mameluken und Mongolen hinterließen kaum Spuren - hingegen mit den Osmanen wurde sie sie Handelsmetropole. Im Kampf um den Titel Hauptstadt mußt sie sich anfangs des 20. Jahrhunderts Ankara geschlagen geben. Die Kayserianer sind für Verhandlungsgeschick und Intelligenz bekannt. Selbst wir wurden wegen unseren zähen und erfolgreichen Kaufverhandlungen in einem Textilwarengeschäft gefragt, ob wir aus Kayseri kommen - natürlich nur scherzhaft.
Am Straßenrand waren mehrere "Monteure" mit großem Wagenheber beschäftigt, Reifenwechsel durchzuführen. Ein großer Stapel Alt- wie auch Neureifen ließ auf ein Gewerbe hinweisen. Es ist eben nicht immer ein Dach über einer elektrischen Hebebühne erforderlich, um eine Reifenwerkstatt zu betreiben.
Als Erstes besuchten wir das Museum des Handwerks. Es war durchaus interessant, die Ausstattung einer Wohnung vor etwa hundert Jahren zu sehen, in dem wie in der Region üblich ein Webstuhl stand. Landwirtschaftliche Geräte wie eisenbeschlagene Vollholz-Scheibenräder waren hier damals üblich.
Anschließend ließen wir uns im Restaurant "Elmacıoğlu İskender" in der Mustafa Kemal Paşa Blv zum Mittagessen (13:35 - 13:35) verwöhnen. Wir wurden in der 3. Etage platziert. Wir brauchten nicht lange zu warten, da kamen mehrere Kellner mit den Armen voller Teller. Auf Empfehlung unseres Reiseleiters ließen wir uns ein Kebabgericht (Turkish Kebap) mit Brokkoli und Tomate garniert besonders schmecken. Selbst unsere Kleinen putzten alles restlos weg - ein Zeichen, dass es auch ihnen geschmeckt hat. Es ist ein hervorragendes und besonders zu empfehlendes Restaurant, in dem man sich sehr wohl fühlen kann und gut beraten ist. Der Preis der Speisen und Getränke von 7 Euro war für ein derart Restaurant sehr preiswert.
Vom Treppenhaus des Restaurants aus konnte man auf einer Ausgrabungsstätte blicken, wo sicher nach historischen Spuren der Stadt gesucht wurde.
Als nächstes Ziel steuerten wir die Moschee Hunat Camii an. Mahperi Hatun, die Frau des Alaeddin Keykubad ließ im Jahr 1238 einen Teil der größten Moschee der Seldschuken in Kayseri erbauen. Später erst kamen Dom und Minarett dazu. Die Krone an den östlichen und westlichen Toren wie auch die Kanzel sind noch Originale des damaligen besten seldschukischen Steinmetz Ahşap. Die Eingangstür an der Westfassade der Moschee ist ein Meisterwerk der damaligen Zeit und ist mit Arabesken ausgestattet. Der hintere Teil der Moschee wurde als Sommerresidenz während der Seldschuken Zeit verwendet.
In dieser Moschee ging es sehr "locker" zu. einige andere Kinder beschäftigten sich mit lustigen Spielen - verhielten sich jedoch relativ leise. Unser türkischer Busfahrer Bülent spielte auch mit unseren beiden Kleinen. So unterließen wir es auch, unsere Kleinen zu ermahnen, sich ruhig zu bewegen. Einige lagen auf Matten und machten ein kleines Schläfchen - andere lasen eifrig im Koran. Beachten sollte man jedoch, dass man vor keinem Betenden vorbei geht. Da sie an fast immer an der Wand beten, schließen sie es automatisch aus.
Wahrzeichen der Stadt Kayseri ist neben dem Vulkan auch die Zitadelle (Kayseri Kalesi) aus dem 6. Jahrhundert - das beeindruckendste Bauwerk in der Stadt, welche sich auf der anderen Straßenseite der Hunat Camii Moschee befindet.
Sie wurde unter Kaiser Justinian erbaut und in der Zeit der Seldschuken bedeutend erweitert. Im Inneren der Zitadelle befindet sich der Basar, den wir mit der Gruppe noch gemeinsam begingen, bevor wir uns trennten. Nun konnte jeder den Rest der Zeit auf eigener Faust verbringen.
Wir nutzten die Zeit, um ein wenig durch die Geschäfte der Stadt zu schlendern. Auf den plötzlichen starken Regenschauer waren wir kleidungsmäßig nur bedingt eingerichtet. Ein Regenschirm wäre wohl passender gewesen. So "flüchteten" wir wieder in den nahen Basar, schlängelten uns durch das Labyrinth von engen, dunklen Gassen und suchten wie immer nach "Schnäppchen". Wir wurden auch mit einem niedlichen Mädchenkleid fündig. Hier trafen wir auch viele der Mitreisenden wieder.
Pünktlich um 17 Uhr standen wir am vereinbarten Denkmal und warteten auf den Bus. Da es noch leicht regnete, erschien die Zeit recht lang. Gedrängt standen wir alle im Eingangsbereich eines Restaurants, bis unser Reiseleiter Izzi erschien. Er führte uns durch eine Fußgängerunterführung zur anderen Straßenseite. Mittlerweile regnete es auch nicht mehr. Nur wenige Minuten warteten wir, bis uns der Bus zur Rückfahrt aufnahm.
Die Rückfahrt, die auf der gleichen Strecke wie die Hinfahrt erfolgte, ging zügig voran. Wir fuhren aber nicht bis Avanos, sondern bogen vorher auf der D302 Richtung Ürgüp ab. Auf dem Weg zu diesem Ort fragte uns der Reiseleiter, ob Interesse an einer Weinverkostung besteht - was wir natürlich einstimmig zusagten.
Nach 68km Fahrt (70 min) erreichten wir Ürgüp und ein Ladenlokal mit Weinverkostung. Sicher - hier steht ein Verkauf im Vordergrund - wir hatten aber nicht das Gefühl, Kaufen zu müssen. Die drei angebotenen Sorten waren sehr lecker. Das Personal versuchte bei den teureren türkischen Weinpreisen darauf zu achten, dass Jeder pro Sorte nur einmal kosten konnte. Die Flaschen wurden anschließend zum Preis von 8 bzw. 15 Euro angeboten. Dafür bekommt man in Deutschland schon Spitzenweine aus guten Gegenden. Ob die Kunden, die hier den Wein teuer eingekauft haben, in Deutschland auch noch so "mundig" einschätzen, ist fraglich. Wohl dem, die Geschmäcker unterschiedlich. Nach diesen 15 minütigen Schnell-Weinverkostungen traten wir die letzten 31km dieser Tagestour bis Hotel (30min) an.
Nach Ankunft gingen wir gleich zum Abendbrot. Wie gestern - ein überwältigendes Angebot. Wir hielten uns an das leckere Truthahnfleisch, welches in mehreren Varianten angeboten wurde. Selbst unsere Kleinen, die keine Fleischesser sind, schlugen hier ordentlich zu - natürlich mit der Beilage Pommes mit Ketchup.
Der Außenstehende und nicht Rundreisen Begeisterte würde sagen - heute ist Sonntag - da wird erst einmal richtig ausgeschlafen. Das gilt aber nur in den seltensten Fällen bei uns Rundreise-Liebhaber. Hier gilt es häufig, ein zeitlich terminiertes Programm abzuarbeiten. Die gebuchten Leistungen muss der regionale Reiseveranstalter mit Biegen und Brechen umsetzen. So war es auch an diesem Sonntag. Die geplante Abfahrtzeit um 8:30 Uhr überzogen wir um einige Minuten, bis die letzten Mitreisenden ihre Sitzplätze eingenommen hatten.
Über Cardak fuhren wir nach Uçhisar (Uchisar) und machten nach 21 Fahrkilometer (22 min) kurz vor den südöstlichen Ortseingang einen ersten Fotostopp von etwa 20 Minuten mit Blick in das Taubental (Güvercinlik Valley / Pigeon Valley) mit Fernblick auf Göreme. Der Weg von Uchisar durch das Güverçin Vadisi nach Göreme ist eines der beliebtesten Wanderwege (Knapp 2h für etwa 4km). Der Name "Taubental" beschreibt, dass hier unzählige Taubenschläge in den Höhlen vorhanden sind, dessen Einfluglöcher farbig markiert waren. Das Taubental gehört bereits zum Nationalpark Göreme. Die Landschaft war natürlich was für Fotofreunde. So konnte der Reiseveranstalter auch bestens den Programmpunkt: " ...die traumhafte Mondlandschaft Kappadokiens fotografieren" umsetzen.
Kaum waren wir vom Aussichtspunkt "Taubental" (Güvercin Vadisi) weiter gefahren, hielt auch schon wieder der Bus an. Wir hatten gerade die Adnan Menderes Cd passiert und stiegen in der Göreme Cd, also nach etwas mehr als einem Kilometer, aus. In dieser recht engen Gasse war gerade mal Platz für unseren Reisebus. Er fuhr auch gleich weiter zum nächsten Abholpunkt nördlich von Uchisar. Wir liefen aber nicht der Straße weiter, sondern kürzten den Weg über verschiedene Durchgänge und Trümmergrundstücke ab. Interessant waren die zahlreichen Skulpturen und andere Steinmetzarbeiten über viele Fenster. Auch Etagen markieren sie somit an zahlreichen Häusern. Die meisten Häuser nutzen das Dach als Terrasse.
So erreichten wir um genau 9:30 den Vorplatz des 60 m hohen und weithin sichtbaren Burgfelsen. Er ist mit zahlreichen zugeschütteten unterirdischen Räumen und Gängen durchzogen, die heute nicht mehr passierbar sind. Es wird ausgegangen, dass damals etwa tausend Menschen darin lebten - gleiche Anzahl wohnt heute in ordentlichen Häusern im Ort. Heute ist er unbewohnt. Vor dem Zugang zur Felsenburg wurden wir mit reichlich Kostproben von Trockenobst und verschiedenen Kernen zum Kauf animiert.
Die Haupterwerbsquelle Landwirtschaft wird derzeit vom Tourismus abgelöst. Viele türkische Rückkehrer aus Frankreich wie auch Franzosen selbst verwandeln eine nach der anderen Hütte in einer touristischen Unterkunft - von Luxus bis Schlichtheit. Somit kann man sich hier auch gut auf Französisch verständigen.
Vom Plateau aus hat man einen traumhaften Ausblick auf ein Meer von Felsenwohnungen und auf das obere Plateau des Liebestales, ohne deren originellen Tuffformationen zu erkennen. Ein Balkon in einer der vielen Felshöhlen war zu sehen, wo mehrere Kissen zum Ausruhen vorbereitet lagen. Auf einer Anderen lag ein derart großer Stein mit nur "Punktberührung". Man konnte vermuten, dass er jeden Moment abstürzen würde.
Bei Zahlung einer Eintrittsgebühr kann man auch auf der Felsenburg aufsteigen und von oben den Ausblick genießen. Von dort hat man eine herrliche Aussicht über das Liebestal sowie das Taubental. Von unserer Reisegruppe bekundete Keiner ein Interesse daran.
Nachdem alle reichlich Fotos aus allen Perspektiven auf die Vielzahl von Felsenwohnungen hatten, gingen wir etwa 250m in westlicher Richtung, wo der Abstieg mit einer überbreiten Treppe zum Tal begann. Unterwegs knüpfte eine junge Frau Netztücher in einem Gestell, die sie in verschiedenen Farben zum Verkauf angeboten hat. Letzte Händler versuchten noch Tücher und Souvenirs an Mann zu bringen, bevor diese in der Tiefe weg waren. Erfreulich war jedoch bisher, dass keiner der Verkäufer oder fliegenden Händler aufdringlich wurde, um einen Kunden zu gewinnen.
Nun ging es bergab - war aber, wenn man nicht zu schnell vorwärts ging, gut begehbar. Nach paar hundert Metern erreichten wir die "Typische Türkische Wohnung" und zugleich Cafeteria zu einer halbstündigen Besichtigung einschließlich eines Gratisgetränkes. Hier zeigten sich unser Busfahrer mit der Trommel und der Reiseleiter mit der Laute als befähigt, traditionelle türkische Musik zu spielen. Und das klang sogar recht gut.
Seine Wohnung hatte den typischen Zuschnitt, wie ein normales Haus. Es gab Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, WC, Balkon und Lagerräume - nur die Deckenhöhe war sehr niedrig. Natürlich ist auch hier elektrisch Strom und eine Sat-Anlage - sogar ein Notstromaggregat war vorhanden. An den Wänden hingen und auf den Boden lagen Teppiche - die Fenster waren auch Glasfenster mit Holzrahmen. Das Mobiliar war vielleicht etwas aus vergangenen Jahren. Im Schlafzimmer standen gleich drei Radios - eins davon hatte bestimmt ein Alter über 50 Jahre - die anderen auch bereits betagte Modelle.
Gestärkt gingen wir die letzten Meter bis zum Bus, die unweit bereits zu sehen waren. Zeit zum Bummeln hatten wir nicht mehr, denn die Zeit drängte - die Abfahrzeit war recht nahe gerückt. einer der Mitreisenden ließ sich sogar noch schnell auf ein Kamel setzen und einige Fotos machen. Für Leistungen derart halten die Besitzer gern die Hand für ein Trinkgeld auf oder legen bereits vorher den Preis fest. Ich ging noch schnell über die Straße und schoss einige Bilder von landschaftlich schönem Eingang des Tals der Liebe.
Wanderer können den Einstieg ins Liebestal auch von hier, also von der Straße nach Göreme im Nordosten von Uchisar nutzen - etwa 200m nördlich des Sammelpunktes der Reisebusse.
Nachdem alle den Sammelpunkt nach den vorgesehenen 90 Minuten erreicht hatten und das eine oder andere Andenken von den zahlreichen Ständen bei den Bussen erwerben konnte, fuhren wir zum 2 km entfernten weitläufigen Plateau mit Pausenversorgung zum Fotostopp (25 min) mit Blick in das nördliche Taubental. Es zählt mit zu den schönsten Tälern in der Region durch seinen zahlreichen einzeln stehenden empor ragenden Felsenformen. Von verschiedenen Ebenen und Standorten aus, konnte man die abwechslungsreiche Natur betrachten. In der Ferne, zwischen Felsen, Tuffstein-Pilzen und Feenkaminen, in mitten der befremdlich wirkenden Mondlandschaft, ist der Ort Göreme künstlerisch mit modernen Gebäuden eingebunden. Zur besseren Anpassung an die Umgebung wurden zahlreiche Geschäfte, Restaurants, Cafes, aber auch Pensionen in den Fels gebaut. Eine Besichtigung war jedoch für uns nicht vorgesehen.
Nach weiteren drei Kilometer Busfahrt erreichten wir das Freilichtmuseum Göreme - eine der bekanntesten Gegenden in der Türkei.
Seit 1985 zählt der Nationalpark zum Weltkulturerbe der UNESCU. Gewürdigt wurde dabei das Zusammenwirken von Mensch und Natur, wie sie eine architektonisch wertvolle steinerne Landschaft - ob oberirdisch oder in einen der etwa 50 unterirdischen Städten in weiches Vulkan- und Tuffgestein erschaffen. Sie dienten zum Schutz vor Feinden oder zum Schutz während der Zeit der Christenverfolgung. Seit mehreren Jahrzehnten dürfen die Felswohnungen nicht mehr bewohnt werden. Diese Familien siedelten sich mittlerweile in massiven Häusern in deren Umgebung wieder an.
Das Freilichtmuseum Göreme / Göreme Open Air Museum liegt etwa 1km hinter dem Ort Göreme in Richtung Ürgüp. Hier besuchten wir die berühmten und weltweit einmaligen Höhlenkirchen / Felsenkirchen und Kapellen aus dem 10. bzw 13. Jahrhundert, wo fast alle Wände und Decken zahlreichen Fresken enthalten. Ein Fotografieren und Filmen in den Höhlenkirchen ist verboten, was auch gelegentlich eingehalten wird. Die Byzantiner errichteten die Meisten, haben eine Zentralkuppel und sind vom Grundriss in Kreuzform.
Bereits am Eingang standen zwei bewaffnete Militärposten, die eher mit der Anwesenheit Sicherheit produzieren möchte.
Innerhalb des Freilichtmuseums besuchten wir folgende Kirchen:
Etwas abseits und außerhalb der Anlage besichtigten wir die Tokali-Kilise oder Schnallenkirche, dieauf den Wänden Elemente des Neuen Testaments abbildete.
Unmittelbar auf dem Weg zu den Bussen warteten einige gesattelte Kamele auf Touristen, die entweder fotografiert werden oder mit ihnen eine kleine Runde drehen wollten. So neu waren wir nicht, daß wie auf das angebot eingehen wollten. Aber auch der Duft allein schreckte nicht nur uns ab. Diese Tiere haben nun mal nicht nur Mundgeruch.
Gegen 13:15 Uhr waren wir nach der knapp 2 Stündigen Besichtigung des Freilichtmuseums Göreme vollständig zur Weiterfahrt nach Avanos bereit. Es war ja auch bereits über der Mittagszeit hinaus.
....Fortsetzung auf Reisebericht Teil 3: Rundreise Kappadokien (2): - Avanos - Özkonak - Liebestal - Drei Grazien - Ürgüp - Soganli-Tal - Ballonflug